Damals war’s !
Geschichten aus dem Vereinsleben des DUC Berlin e.V.
(Ausgebuddelt von Heinz-Dieter Seiffert – im Dezember 2005)
1960 – 1961. Im Taucheinsatz für die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk – THW.
Auf eine amtliche Anfrage hin erklärten sich im Herbst 1959 einige Kameraden aus dem DUC Berlin dazu bereit, sich der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, dem THW – im Bezirksverband Berlin – Wilmersdorf, als aktive Helfer, d.h. als Taucher für spezielle Taucheinsätze, anzuschließen. Die fachlichen Voraussetzungen für diese erste einsatzbereite Tauchergruppe waren durch die praktische Ausbildung im Verein als Sporttaucher gegeben und die zusätzlichen Sach-Kenntnisse die noch vorausgesetzt wurden, sollten im Laufe der nächsten Monate über THW Helfer unterrichtet werden.
Bereits im Oktober 1959 gab es dann den ersten offiziellen Taucheinsatz für die Gruppe. Nahe der Insel Schwanenwerder musste der Untergrund nach restlichen Pfahlstümpfen eines vom THW eingerissenen Bootssteges abgesucht werden. Die kleine Einsatzgruppe der Taucher fand aber keine Pfahlreste mehr im Grund und konnte diesen Einsatz somit auch erfolgreich abschließen.
Im Mai 1960 folgte der erste Einsatz im Strandbad Halensee. Im Auftrag des Bezirks Wilmersdorf musste der Seegrund im Bereich der Badeanstalt ebenfalls nach möglichen Hindernissen abgesucht werden. Bis zu einer Tiefe von 4 Metern wurde dann der Untergrund systematisch betaucht und einige Dinge mit an die Oberfläche gebracht, wie eiserne Trägerteile, Gartentische, Balken, Stühle und auch Steine. Von den Tauchern wurden abschließend im flachem Wasserbereich einige Holzstümpfe ausfindig gemacht, die dort immer noch etwa 50 cm aus dem Boden herausragten und zu einem im Krieg abgebrannten Sonnensteg gehörten. Diese Holzstümpfe hatten bereits vor zweieinhalb Jahren einem jungen Berliner das Leben gekostet, nachdem er nach einem Kopfsprung dort aufgeprallt war.
Über das laufende Jahr verteilt ergaben sich dann weitere Taucheinsätze, wie z.B. im September die erfolgslose Suche nach einem Bootsmotor in der Havel bei Gatow. Dann unterstützten wir im Oktober die Arbeiten der THW Helfer beim Bau eines Bootssteges auf Valentinswerder im Tegeler See. Die THW-Helfer der Tauchergruppe mussten mehrere im Boden eingerammte Holzpfähle unter Wasser mit Bohlen verstreben, damit der neue Bootssteg seine entgültige Stabilität bewahrt. Bei ihrer zwei-stündigen Unterwasserarbeit kamen die Taucher, trotz der geringen Wassertemperatur von nur 6° C, aufgrund der großen Anstrengungen immer noch ganz schön ins schwitzen.
Im November 1960 erhielt das THW erneut vom Bezirksamt Wilmersdorf den Auftrag, die bereits im Mai ausfindig gemachten Holzstümpfe aus dem Strandbad Halensee zu bergen. Nachdem von den Tauchern zunächst wieder etliche Gegenstände, wie Latten, Eisenprofile, große Steine, eine Rolle Stacheldraht und auch Blechreste geborgen wurden, konnte man einige Pfahlstümpfe unter Wasser frei spülen und bergen. Das letzte erkennbare Hindernis, als 6m langen Holzpfahl enttarnt, wurde nach dem Freispülen mit einem Greifzug an das Ufer verbracht.
In hier beschriebenen Zeitraum gehörten der aktiven THW-Tauchergruppe folgende DUC Mitglieder an: Manfred Drosch, Peter Kopsch, Wolfram Kopsch, Heinz-Dieter Seiffert, Oskar Trefzger und als Einsatzleiter für die Tauchergruppe Hans Joachim Kloss .
Nachdem nun diese kleine Gruppe der THW-Taucher mit einigen Sonderaufträgen in Berührung und dadurch auch ins Wasser kam, wurde anschließend über die Wintermonate ein allgemeiner verkürzter Grundlehrgang absolviert. Dabei wurden intensiv Knoten und weitere Befestigungsarten geschult und geübt und der Umgang mit schweren Arbeitsmaschinen und Hilfswerkzeugen gelernt. Ein ausführ-licher „Erste-Hilfe“- Lehrgang schloss sich danach an und zum Abschluss dieser Grund-Ausbildung hin hatten wir Alle die hohe Kunst gelernt, einen Schwimmsteg aus Benzinfässern mit Hilfe von Seilen zusammenzufügen, sowie diesen kleinen Schwimmsteg dann auch tragesicher für Fußgänger nutzbar zu machen. Neben der allgemeinem technischen Ausbildung nahm die Tauchergruppe auch inter-essiert an einem gesonderten Grundlehrgang „Sprengdienst“ teil.
Im Frühjahr 1961, genau am 23. April, rief das THW erneut die Taucher zu einem Einsatz zusammen. Für die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau (VWS), am Landwehrkanal im Tiergarten, sollte an einem Beton-Modellboot das Ruderblatt und die Schiffsschraube neu eingesetzt werden.
Auch dieser Einsatz wurde zur vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber ausgeführt und die Bezirks-Leitung des THW in Wilmersdorf war wieder einmal stolz auf ihre aktiven jungen Spezialisten.
Da die Taucher dann auch später noch weitere kleine Einsätze für die VWS am Beton-Boot auszu-führen hatten, wurde ihnen das Unterwasserschiff mittlerweile immer vertrauter und die Arbeiten am Ruderblatt oder an der Schiffsschraube wurden dabei bereits fast zur Routine.
Nach diesen beiden ersten Jahren der Zusammenarbeit mit dem THW – Wilmersdorf veränderte sich spürbar die Größe der Tauchergruppe. Die bisherigen THW-Helfer P.Kopsch, W.Kopsch und H.D. Seiffert verließen nun Berlin, um in Karlsruhe, bei der Firma SOGETRAM, ihre Arbeit als künftige Berufstaucher unter Wasser anzutreten.
Die restlichen Taucher des DUC Berlin bekamen in den nachfolgenden Monaten jedoch kaum noch Taucheinsätze vom THW vermittelt, sodass sich auch hier das Interesse an der Arbeit im THW langsam abbaute und die Kameraden den Kontakt und den Besuch der THW Bezirksstelle allmählich einstellten.
An diese doch recht interessante Zeit der Zugehörigkeit zur Bundesanstalt Technisches Hilfswerk erinnert heute nur noch ein grauer THW-Ausweis sowie eine Ehrenurkunde mit einer entsprechenden Danksagung „ In Anerkennung für die zehnjährige freiwillige Mitarbeit in steter Einsatzbereitschaft für die Aufgaben des THW“.