Damals war es !
Geschichten aus dem Vereinsleben des DUC Berlin e.V.
(Ausgebuddelt von Heinz-Dieter Seiffert – im Dezember 2005)
„MOANA“ – das Paradies – lag von 1962 bis 1966 am Spektefeld in Spandau .
Für diejenigen Mitglieder des Clubs die sich heute auf unserem neuen Clubgelände in der Scabellstr. wohlfühlen, bzw. vielleicht auch für Diejenigen, die ca. 30 Jahre lang das wunderbare Grundstück in der Colomierstr. persönlich für sich und ihre Angehörigen gut ausnutzen konnten, ist es wahr-scheinlich nicht mehr nachvollziehbar, was die damaligen Mitglieder des DUC Berlin empfanden, als sie in 1962 die Möglichkeit bekamen für den sommerlichen Vereinsbetrieb eine stillgelegte Kies-grube in Spandau zu pachten.
Da sich seit 1951 das Vereinsleben, ohne das ein akzeptables Clubdomizil zur Verfügung stand, grundsätzlich an den zahlreichen Clubabenden und Veranstaltungen in Restaurants, z.B. im „Kaiser-stein“, im „Haus der Jugend“ (Soorstr.) oder im „Telegraf – Haus“, in Schwimm- und Freibädern, an der Havel, am Tegeler See und an einer Tongrube in Lübars abspielte, bildete der anstehende Pachtvertrag über eine Kiesgrube in Spandau für die kommenden Jahre ein Meilenstein in der Entwicklung des Clubs.
So hatte doch gerade der Bau der Berliner Mauer, am 13. August 1961, die Mitgliederzahl des Vereins gewaltig schrumpfen lassen und zusätzlich die Möglichkeit von Tauchausflügen in die nähere Umgebung Berlins gestoppt, da wurde vom Vorstand der Vertrag über ein nutzbares Sommergelände unterzeichnet.
Als federführend für den Verein und als Hauptinitiatoren bei der Planung der anstehenden Aktionen, wie in der Gestaltung des Geländes traten hierbei besonders hervor: Werner Riegel und Günter Blaschczok mit der Bauleitung, sowie Fred Methner und Horst Laskowski als damalige Vorsitzende.
Wer heute in der Gegend um das Falkenhagener Feld nach Hinweisen auf die nachfolgend beschriebenen Zeiten sucht, wird nichts mehr davon vorfinden, denn Straßennamen haben sich inzwischen verändert, Geländeflächen wurden umgestaltet, unsere alte Kiesgrube wurde zugeschüttet, mit einer Sportanlage und mit einer neuen Siedlung bebaut und das gesamte Umfeld somit neu gegliedert.
Uns damaligen Mitgliedern wurde in einem „Club – Extrablatt“ mitgeteilt, dass jetzt neue Zeiten angebrochen sind und wir ein eigenes Gelände und ein eigenes Gewässer zur Verfügung haben. Wir lasen interessiert und gespannt weiter im Text: „Erreichbar ist das bisher etwas unwegsame Kiesgrubengelände von der Falkenhagener Chaussee her über den Weg Beerwinkel, vorbei am „Siedlereck“, danach in den Spekteweg und der Straße 600 hinein bis zum zukünftigen Eingangstor an unserer gepachteten Nutzfläche“.
Nach der ersten gemeinsamen Besichtigung und Begutachtung, im Februar 1962, fassten die damals 150 Mitglieder den mehrheitlichen Beschluss, „Diese Aufgabe packen wir gemeinsam an und wir nutzen diese einmalige Chance für uns!“. Gesagt, getan. Gestaltungspläne für die Nutzungsmöglichkeiten wurden entworfen, verworfen und neu erstellt, Arbeitseinsätze durchgeplant, Kostenpläne diskutiert und natürlich eine zukünftige Geländeordnung beschlossen.
Die gesamte Organisation lag in bewährten Händen und fast alle Mitglieder brachten freiwillig ihr Können und Wissen ein, um das zukünftige Vereinsgelände auszubauen und zu gestalten.
Zum Mai 1962 sollte alles fertig sein und so wurden in etwa 1.600 Arbeitsstunden beachtenswerte Veränderungen auf dem Terrain geschaffen, z.B.: wurde eine Baubude, zum Umkleiden und für Gerätschaften besorgt, aufgestellt, eingerichtet und frisch gestrichen, div. Meter Abgrenzungszaun wurden gesetzt, ein Parkplatz wurde geebnet und nutzbar gemacht, ein Zugangstor wurde eingebaut, ein Aussichtsturm auf einem kleinen Hügel aufgestellt, Treppenstufen zum Wasser wurden befestigt und eine Einstiegsplattform gebaut, die Böschung der Kiesgrube wurde gesichert, ein Fahnenmast erstellt, ein Toilettenhäuschen installiert, eine Gerätebank als großes Quadrat in der Erde befestigt und noch vieles mehr.
Am 27. Mai 1962 war endlich alles geschafft. Mit einem großen „Tag der offenen Tür“ für die immer noch skeptische Nachbarschaft, konnte nach vielen Ansprachen und mit Unterstützung einer kleinen Schrebergarten-Kapelle das künftige Vereinsgelände des DUC Berlin feierlich in Besitz genommen werden. Natürlich war damals auch die Presse und das Fernsehen zahlreich vor Ort erschienen und so konnten die sorgfältig gruppierten gut 50 Gerätetaucher ! des Vereins nach dem Fototermin an Land auch noch gemeinsam und fotogen in die Fluten des Sees steigen und untertauchen.
Diese gesamte Aktion war ein großer Erfolg für den noch recht jungen Verein, der gerade sein 10 jähriges Bestehen (im Januar 1961) hinter sich gebracht hatte.
Mit den vielen Nutzungsmöglichkeiten auf dem Gelände blühte das Clubleben jetzt wieder richtig auf. Zahlreiche neue Mitglieder fanden den Weg in den Verein und schon im ersten Sommer am See war jedes Wochenende fest verplant, d.h. man rollte mit Kind und Kegel, mit Zelt und Schlafsack raus nach Spandau zu unserem frisch getauften Freizeitgelände „MOANA“.
Neben dem natürlichen Badebetrieb wurde in der 18m tiefen Kiesgrube natürlich auch kräftig trainiert. Es wurden Tauchausrüstungen getestet, Schwimm- und Tauch-Wettbewerbe durchgeführt und die großen Termine wie das alljährliche Ab- und Antauchen wuchsen zu gemeinschaftlichen Höhepunkten an. Zusätzlich zu den vielen Wettbewerben, wie Fische ertauchen, Schallortung und Strecken – Schwimmen konnten sich die Aktiven und natürlich auch die Gäste dann stets an einer Gulasch-kanone mit Erbsensuppe und Würstchen wieder zu neuer Kraft verhelfen.
Die Nutzung des Geländes verstärkte sich nochmals in 1963, da jetzt fast sämtliche Mitglieder die Vorteile eines gepflegten Wochenendgeländes bereits schon aus dem Vorjahr zu schätzen wussten.
Zum allgemeinen Vergnügen wurde dann schließlich auch noch ein Badefloß aus Benzinfässern zusammengebaut und als treibende Insel in die Wochenendaktionen eingebunden.
Bis hinein in den November 1963 wurde das Clubgelände ausgiebig genutzt, denn hier trainierte jetzt die Mannschaft des Vereins für das anstehende 6km – Schwimmen im Baldeneysee bei Essen.
Im Jahr 1964 konnte das Gelände abermals von allen Mitgliedern voll genutzt werden. Ein großes Antauchen mit Schwimm- und Tauchwettbewerben eröffnete im Mai die Saison, führte über eine Verlobung am See (Ursula Seiffert und Horst Wiedemann) und einem wunderbaren Sommer schließlich zu einem wehmütigen Abtauchen, bzw. Abschied. Am 10.10.64 kam das Aus für diese Kiesgrube, unserem „Moana“ Clubparadies, denn das Gelände musste komplett geräumt werden, da der See zugeschüttet wurde.
Im April 1965 erfolgte erneut ein Massen-Arbeitseinsatz aller Clubmitglieder. Von der Baufirma wurde uns nämlich eine erst kürzlich stillgelegte weitere Kiesgrube als Provisorium zur Nutzung angeboten. Daher mussten wir jetzt schnellstens einen Umzug mit sämtlichen Gegenständen und Einrichtungen von der alten zur neuen Kiesgrube organisieren und durchführen.
Am 26. Juni 1965 konnten die Mitglieder sowie unsere zahlreichen Gäste erneut eine See-Einweihung mit Wettkämpfen, Zeltlager und einem Erbseneintopf feiern. Leider war die Freude an dieser Kiesgrube etwas getrübt, denn das Spandauer Planungsamt hatte uns schon frühzeitig mitgeteilt, dass auch dieses Gelände in 1966 wieder geräumt werden muss, da eine Auffüllung vorgesehen war.
Als Wochenendgelände, zum Training und zum Tauchen stand uns, sowie einer befreundeten Tauchgruppe des Britischen Subaqua Club, die Kiesgrube dann leider nur noch bis zum 25. Juni 1966 zur Verfügung.
An diesem Termin nahmen bei einer kleinen Veranstaltung die meisten Vereinsmitglieder nun auch Abschied von unserem zweiten Clubgelände und mit einem etwas wehmütigen Rückblick auf die überaus abwechslungsreichen zurückliegenden 4 Jahre auch Abschied von unserer Kiesgruben-Ära in Berlin – Spandau.