Geschichten aus dem Vereinsleben des DUC Berlin e.V.
Ein Rückblick von Heinz-Dieter Seiffert
Prüfungsgewässer Okertalsperre / Harz
Wer von den alten Tauchern entsinnt sich nicht mehr gerne an seine Pflicht- oder Prüfungstauchgänge in der Okertalsperre im Harz ?
Jahrelang bot dieser Stausee über Alt-Schulenberg das ideale Gewässer für die praktische Ausbildung der Berliner Sporttaucher. Hier konnten unter relativ günstigen Bedingungen Pflichttauchgänge und alle praktischen Übungen für die vom VDST vorgegebenen DTSA Stufen, d.h. von Bronze bis zum Gold, durchgeführt werden. Die Anfahrt in den Harz wurde mit etwa 280 km für die Berliner auch als akzeptabel anzusehen und die Kosten für die Unterkünfte in Schulenberg oder in der Umgebung galten unter den Tauchern als tragbar.
Wenn ich in einem kurzen Rückblick auf die Nutzung der Talsperre als “Berliner Tauchgewässer” eingehe, dann erinnere ich mich in diesem etwa 20 jährigen Zeitraum gerne an viele abwechslungsreiche und interessante Wochenenden in netter Gemeinschaft.
Begonnen hat alles 1968 mit privaten Verbindungen von Mitgliedern des DUC Berlin zu Geschäftsleuten in der Stadt Goslar. Durch Vermittlungen über diese guten Kontakte wurde es möglich gemacht, dass Taucher des DUC Berlin in der Okertalsperre tauchen durften, jedoch nur im nahen Bereich der Ruder Vereinigung Nordharz (RVN), auf deren Gelände wir am Ufer auch unsere Zelte aufschlagen konnten.
Aufgrund der guten Bedingungen, die unter Wasser und auch an Land herrschten, wurden in den darauffolgenden Jahren (bis 1974) etliche Prüfungsfahrten mit zahlreichen Tauchern aus Berlin durchgeführt.
Im August 1974 gab es dann im Stausee leider einen tragischen Tauchunfall mit zwei Opfern aus Hannover und einer sehr kostenaufwendigen Suchaktion mit Unterstützung der Bundeswehr. Dieser Unfall gab dem Hausherrn, den Harzwasserwerken (HWW), den Anlass, das Tauchen vorerst zu verbieten und es dann zu reglementieren.
Ein Nutzungsvertrag mit deutlich klaren Nutzungsbedingungen wurde verfasst. Ab 1975 war nur noch dem TLN, dem Tauchsport-Landesverband Niedersachsen mit seinen Vereinen, sowie den beiden Berliner Tauchclubs, dem DUC Berlin und dem TC Berlin, das Tauchen im Stausee gestattet.
Die Tauchstellen wurden gemeinsam neu festgelegt, d.h. zunächst an der Landzunge bei der DLRG Station, später dann der Einstieg am Parkplatz vor der Brücke nach Clausthal – Zellerfeld.
In den Folgejahren wurde die Okertalsperre regelmäßig von den beiden Vereinen aufgesucht. Mehrfach im Jahr wurden Prüfungs-Termine angeboten. Diese Fahrten entwickelten sich zum richtigen Renner für die Taucher und der großen Anzahl der Begleitpersonen. Unterkunft fand man ausreichend zunächst in Bad Harzburg und später dann in Schulenberg, das von den Tauchern zeitweise voll in Beschlag belegt wurde.
Nachdem sich dann aber schließlich auch im Land Berlin ein Landestauchsportverband gegründet hatte ( LTV Berlin – am 15.Sept. 1980) und sich im Vorstand als Ausbildungsleiter Christian Wehner etablierte, wurde die Organisation der künftigen Prüfungsfahrten von den beiden bisherigen Tauch-sportvereinen auf den LTV Ausbildungsleiter übertragen.
Die jährlichen Prüfungstermine im Harz wurden nun über den LTV ausgeschrieben und unverändert zahlreich von den Berliner Tauchern für die DTSA Prüfungsstufen in Anspruch genommen. Mehrere LTV Vereine übernahmen jetzt abwechselnd die Organisation am Stausee und die Tauchlehrer der Vereine konnten sich jetzt ausgiebiger hier vor Ort mit ihren Kandidaten aus den eigenen Vereinen beschäftigen.
Im Jahr 1984 wurde für den organisatorischen Ablauf schließlich noch ein Container aufgestellt, in dem man Geräte, Ausrüstung und ein Büro für den Schreibkram unterbrachte. Die Nutzung des Containers war für die wechselnden Termine des TLN und des LTV vorgesehen, klappte dann aber leider nicht wie vorgesehen und wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt.
Schaut man jetzt als damaliger aktiver Tauchlehrer und Ausrichter von zahlreichen Prüfungsfahrten in angenehmer Erinnerung zurück in diese vergangenen Jahre, so bot der Stausee in 420m über NN für Hunderte von Tauchern mit Tausenden von Tauchgängen ein ideales Tauch- und Prüfungsgewässer, ohne das es auch nur einmal zu irgendwelchen gesundheitsgefährlichen Tauchproblemen kam.
Ob man nun für bestimmte Übungen sich an den Brückenpfeilern hat ins dunkle Wasser 40m tief absinken lassen, um für die Prüfungen exakt wieder aufzusteigen, oder man ist bei Lust- bzw. Pflicht-tauchgängen durch die Überreste des ehemaligen Ortes Schulenberg (geräumt 1952) getaucht, stets hatte das Gewässer für die Prüflinge und auch für die Tauchlehrer eine besondere Atmosphäre zu bieten. Wenn man einmal in einer Tanne landete, gegen einen alten Laternenmast schwamm oder auch einmal in einen Graben abrutschte, dann zeigte sich der Okerstausee so wie er stets war, d.h. als ein ideales Tauchgewässer für praktische Übungen und Prüfungen.
Bis zur Öffnung der Mauer, in 1989, wurde die Okertalsperre von den Berliner Tauchern noch recht stark besucht. Danach boten sich jedoch nahe und gleichwertige Tauchgewässer für die Ausbildung, für Lust- und auch für erforderliche Pflichttauchgänge an und auch die noch bestehende Nutzungs-genehmigung der HWW für den LTV Berlin, der es gestattet weiterhin in diesem kalten, schönen aber auch tiefen Gewässer im Harz zu tauchen, versinkt allmählich in die Vergessenheit.
Wer von den Berliner Tauchern in dieser Zeit aber mit dabei sein konnte, der wird sie nicht vergessen und sich sicher noch gerne an sie erinnern, an die Tauchgänge im Okerstausee / Harz.